Es ist schon viel gesagt und geschrieben worden. Wer kennt ihn nicht,
den Müntefering-Begriff der "Heuschrecke"? Private
Beteiligungsgesellschaften und Finanzinvestoren, die mit ihrem
Gesamtkapital von rund 2,5 Billionen (!) Dollar jedes Unternehmen
dieser Welt schlucken könnten.
Aber sind diese Beteiligungsgesellschaften wirklich eine Gefahr?
Vernichten sie Unternehmen oder sind sie vielleicht doch der
Heilsbringer einer besseren Unternehmenswelt? Wie immer eine
Frage die mit einem klaren ‚Jein' beantwortet werden kann.
Sicherlich gibt es Fälle, in denen diese Beteiligungsgesellschaften
- zum Teil schmerzhafte - Schnitte an der Gesamtsubstanz eines
Unternehmens durchführen. Aber führt diesen Schnitt nicht auch
jeder Chirurg durch, der von einem Tumor befreit?
Die Problematik in Deutschland ist doch ganz klar: Die
Eigenkapitalquote des deutschen Mittelstandes liegt bei rund
11 %. Im internationalen Vergleich ist das ausgesprochen niedrig.
Und Eigenkapital ist nun mal die Grundvoraussetzung für
Umstrukturierungen und Wachstumsinvestitionen. Das die Banken
in der heutigen Zeit nicht gerade überschwänglich mit ihrer
Kreditvergabe sind, dürfte auch dem letzten Unternehmer
bekannt sein. Als Ausweg bleibt dem Unternehmer oder auch
Neugründer mit überzeugendem Businessplan nur der Weg über
eine private Beteiligungsgesellschaft.
Dieser Weg ist zwar meistens etwas teurer als der übliche Bankkredit,
aber dafür verlangen die Beteiligungsgesellschaften auch keine
besonderen Sicherheiten. Wer aber keine Sicherheiten zu bieten
hat, der muß damit leben, dass die Kapitalgeber ein Wörtchen
mitreden wollen, wenn es um die Geschicke des Unternehmens geht.
Für viele Unternehmer eine nur schwer zu schluckende Pille.
Aber ist es wirklich ein Nachteil, wenn man Entscheidungen teilen
muß? Neue Partner bringen auch oftmals neue Ideen mit. Und nie
vergessen: Der neue Partner trägt auch das Risiko mit. Bei einer
Pleite verliert auch er sein Beteiligungskapital.
Problematisch in der Betrachtung von Beteiligungsgesellschaften ist
meines Erachtens nur eines: Die Vorurteile der Unternehmer
und der Bevölkerung. Doch worauf beruhen diese Vorurteile?
1. Es gibt so gut wie keine deutsche Beteiligungsgesellschaft. Die
Gewinne der Gesellschaften fließen in den meisten Fällen ins
Ausland und das deutsche Finanzamt schaut in die Röhre.
Und nicht nur das Finanzamt ärgert sich. Auch wir würden doch
lieber sehen, wenn in Deutschland erwirtschaftetes Geld auch
in Deutschland bleibt, oder?
2. Es werden immer nur die Negativ-Beispiele publiziert. Die
Vorteile einer Beteiligungsgesellschaft müssen für Unternehmer,
Arbeitnehmer und Bürger greifbar und erfahrbar gemacht werden.
3. Outen der Schwarzen Schafe. Klar, auch in dieser Branche ist
nicht alles Gold, was glänzt. Wer z.B. Beratungshonorare in
Millionenhöhe durch neue Schulden des Unternehmens bezahlen
lässt, hat hier einfach nichts zu suchen.
Also Herr Müntefering: Nicht jede Beteiligungsgesellschaft ist eine
Heuschrecke. Vielleicht finden Sie einen besseren Begriff, der
deutlich macht, dass eine Beteiligung auch eine Symbiose sein
kann.
Autor: Marcus Winkelmann
Email: marcus.winkelmann[at]raja-consult.de
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